EMMERICH.   Yvonne Barendsen-Spaan berichtete über ihren erfolgreichen Kampf gegen die Nervenkrankheit Multiple Sklerose mit Hilfe einer Stammzellentherapie.

Im Juni 2016 bekam Yvonne Barendsen die niederschmetternde Diagnose Multiple Sklerose, eine Nervenkrankheit, die als unheilbar gilt, durch Medikamente aber unter Kontrolle gehalten wird. Doch sie entschloss sich gegen Medikamente und für eine spezielle Stammzellentherapie, auch wenn sie dafür um den halben Erdball, nach Mexiko, reisen musste. Sie wollte nicht enden wie ihr Vater im Rollstuhl und im Pflegeheim, auch er hatte MS.

Ihre dramatische Geschichte erzählte sie am Dienstagabend einem sehr interessierten Publikum im Restaurant Sozietät. Eingeladen hatte der Lions Club Montferland Emmerich. Gleich zu Beginn lud Rainer Elsmann, Präsident des Lions Clubs, die Zuhörer zu einem intensiven Gedankenaustausch mit der Referentin ein.

Sie verströmt die pure Lebensfreude

Und dann begann Yvonne Barendsen zu berichten. Nichts erinnert an eine kranke Frau, das Gegenteil ist der Fall. Vor dem Publikum steht eine 38-jährige Frau in der festen Überzeugung, das Richtige getan zu haben. Sie verströmt pure Lebensfreude und Optimismus – doch das war nicht immer so.

Bei Yvonne Barendsen begann MS sehr unspektakulär: „Ich fühlte mich müde, war lustlos, hatte keine Kraft“. Habe ich Burn Out, schoss es ihr durch den Kopf? Die ersten Arztbesuche brachten keine Ergebnisse. Dann endlich die richtige Diagnose. MS! Niederschmetternd und befreiend zugleich, endlich wussten alle was los war. Doch wie umgehen mit dieser Nachricht? Die Antwort der Schulmedizin waren Medikamente. Doch sie litt sehr unter den Nebenwirkungen.

Auf der Suche nach einer Alternative

Auf der Suche nach Alternativen spannte sie alle ein, Freunde, Bekannte, die ganze Familie machte mit. Nach unzähligen Recherchen stand im November 2016 der Entschluss fest: Das Zauberwort hieß HSCT: Eine spezielle Stammzellentherapie, die wie eine Chemotherapie verläuft, wobei das eigene Immunsystem zunächst „zerstört“ und dann mit gesunden Stammzellen, gewonnen aus dem eigenen Knochenmark, wieder aufgebaut wird.

Doch diese Behandlung wird in Deutschland nicht angeboten. Angeboten wird diese Therapie dagegen in Mexiko, Russland, Indien, Israel. Yvonne entschloss sich für Mexiko. Das nächste Problem: Die Therapie kostet 80.000 Euro. Doch woher nehmen? Sie verkaufte Besitz, sammelte Spenden unter Freunden und in der Öffentlichkeit.

Die neuen Kräfte erwachten

Endlich, am 9. September, startete ihr Flugzeug nach Mexiko zur Stammzellentherapie, beladen mit all ihren Hoffnungen aber auch Ängsten. Von der Organisation in Mexiko war Yvonne begeistert. Alles war super organisiert. In dem engen Zeitraum vom 13. bis zum 24. September fanden die Chemotherapie, die Entnahme ihrer eigenen Blutstammzellen und die Rückgabe nach beendeter Chemotherapie statt.

Sofort nach der Therapie spürte Yvonne neue Kräfte, neue Energie und nach acht Tagen wagte sie die ersten Schritte heraus aus der Quarantäne in das Freie. Ihre abschließenden Worte bleiben im Gedächtnis: „Heute geht es mir gut und ich hoffe, dass viele meinem Beispiel folgen. Aber ich weiß, dass ich noch lange nicht über den Berg bin. Aber ich will und ich werde es schaffen“.

Warum wird die therapie nicht bezahlt?
Sehr beeindruckt von ihrem Vortrag, ihrer besonderen Art der Kommunikation, bedankte sich das Publikum bei Yvonne Barendsen. Man hätte sich viel mehr Interessierte gewünscht, aber die sehr intensive Diskussion in einem eher kleineren Kreis entschädigte.

Im Mittelpunkt stand die Frage: Warum wird – trotz internationaler Erfolge – diese Therapie nicht in Deutschland, nicht in den Niederlanden angeboten? Warum beteiligen sich die Krankenkassen nicht an den Kosten?

Harald Beyer, Neue Rhein Zeitung 11. Okt.2018